Rückblick 2000

Konzertreise nach Ungarn

Als mit Gabor Kohl ein Ungar die musikalische Leitung der Orchestervereinigung Calmbach übernahm, kam schon recht früh die Idee einer Ungarnfahrt des Vereins auf. Nach einiger Vermittlung Gabor Kohls und von Vorstand Uwe Göbel konnte im Ausschuss ein Zeitpunkt und ein grobes Programm vorgestellt und bejaht werden. Noch hatte Uwe Göbel viel Arbeit vor sich. Aber nun ist die Fahrt bereits vorbei - und war ein voller Erfolg. Nicht möglich wäre sie in dieser Form gewesen ohne einen großzügigen Zuschuss des Deutschen Musikrats. Mehr…
Am 01. Oktober um 19.00 Uhr konnte es losgehen: an der Enztalhalle wurde der Bus reisefertig gepackt und die 60 Musiker und Gäste begannen ihre 17stündige Fahrt im Doppeldecker. Auch wenn 17 Stunden eine lange Zeit im Bus sind, wer die OVC kennt, wird schon ahnen, dass hier nicht Trübsal geblasen wurde... Trotzdem waren alle froh, als ohne Probleme Budapest erreicht wurde. Nach dem Mittagessen und dem Bezug des angenehmen Hotels blieb nur eine kurze Verschnaufpause, bis man zum ersten Auftritt aufbrach: die Feier zum Tag der deutschen Einheit in der deutschen Botschaft wartete. Die Orchestervereinigung spielte zur Begrüßung der Gäste mit schwungvoller Musik auf. Obwohl die akustischen Bedingungen schwierig waren, zeigten sich die Gäste sehr angetan, wie der Botschafter nachher bestätigte. Ihm überreichte Uwe Göbel natürlich ein Präsent der Gemeinde Bad Wildbad. Im Anschluss waren alle Musiker und Mitreisenden zur Feier in der Botschaft eingeladen. Dabei blieben bei hervorragender Verköstigung und Musik keine Wünsche offen. Nach dem Auftritt stieß Bürgermeister Dr. Jocher noch direkt nach seiner Ankunft in Budapest hinzu, um die OVC zumindest eine Zeit lang zu begleiten und dabei Bad Wildbad zu repräsentieren.

Am 02. Oktober standen eine Stadtführung und ein Platzkonzert in der Innenstadt von Budapest auf dem Programm. 08.00 Uhr war für die meisten eine etwas bedenkliche Zeit, die Rundfahrt mit einem ungarischen Führer verlief aber wie geplant und war sehr informativ. Schließlich wissen die Teilnehmer jetzt, dass eigentlich alles ungarisch ist... Mittags wartete das Abenteuer Platzkonzert: Umziehen im Bus vor dem Nobelhotel Kempinski, in die Innenstadt marschieren, aufstellen und los ging's. Der Ausgang war offen, doch die OVC stellte ihr Können und ihre gute Laune unter Beweis. Schnell hatte sich eine kleine Menschenmenge angesammelt. Bürgermeister Dr. Jocher warb dabei noch mit Infomaterial der Stadt Wildbad. Abends besuchte die gesamte Truppe einen Weinkeller.

Das landschaftlich sehr reizvolle Donauknie war das Ausflugsziel am Mittwoch. Von einer Burg mit informativem Museum bot sich ein wunderschöner Ausblick auf die Donau. Die Bischofsstadt Esztergom beeindruckte mit ihrem gigantischem Dom. Auch wenn teilweise leichte Orientierungsprobleme auftraten, konnte die Truppe die Fahrt rechtzeitig fortsetzen. Das Ziel des Abends war Dorog, die Heimatstadt Gabor Kohls. Im Musikverein von Dorog spielten schon Großvater und Vater Gabor Kohls, und so hatte sich die Möglichkeit ergeben, im dortigen Kulturhaus einen Konzertabend zu gestalten. Der Empfang durch die Musikkameraden in Dorog war überaus herzlich, spielten sie doch bereits zum Empfang der Orchestervereinigung vor dem Kulturhaus auf. Vor dem Konzert war die Spannung unter den Musikern und vor allem bei Gabor Kohl zu spüren, war es doch für ihn kein alltäglicher Auftritt. Doch die Orchestervereinigung meisterte das anspruchsvolle Programm, das vergleichbar mit dem Neujahrskonzert war und "Ross Roy" und "Phantom der Oper" umfasste, mit Bravour und musste mehrere Zugaben spielen. Anschließend waren sämtliche Reiseteilnehmer von den Musikern Dorogs eingeladen und konnten einiges über deren Situation erfahren, die die Problematik der Assimilierung der Ungarndeutschen umfasst. Sicher war nachher eines: der Kontakt wird weiter gepflegt.

Am Vormittag des 05. Oktober konnten die Musiker und Gäste Budapest auf eigene Faust erkunden. Am frühen Nachmittag war es soweit: die Fahrt zum Blasmusikfestival in Mór stand an. Alle waren recht gespannt, was die Unterbringung in Privatquartieren und auch die Anforderungen des Festivals anging. Bei der Ankunft wurde die Orchestervereinigung herzlich empfangen, und obwohl es einigen Abstimmungsbedarf bei der Unterbringung gab, waren am Ende doch alle zu ihrer Zufriedenheit einquartiert. Von gastfreundlichen Familien bis hin zu der Jagdhütte eines Industriellen und Landbesitzers (und Forschers und...) lernten die Reisenden viele Aspekte des ungarischen Lebens kennen.

Freitags fuhr die gesamte Gruppe mit "Reiseführern" des Musikvereines Mór zum Plattensee und lernte eine weitere reizvolle Gegend Ungarns kennen. Mit Bootsfahrt, Fischerdorf und Einkaufsmöglichkeit blieben keine Wünsche offen. Nach der Rückkehr wartete das Eröffnungsfest des Festivals. Viele Weinstände, gute Verpflegung, gute Band, gute Stimmung - alle Voraussetzungen dafür, dass sich die OVC bereits einen Namen als Gute-Laune-Truppe machte. Oftmals kamen Musiker auch bereits in Kontakt mit "Kollegen" aus anderen Ländern, die ebenfalls zum Festival angereist waren.   Samstags traten alle Kapellen auf einer Freilichtbühne auf, um die Gäste des Festivals zu unterhalten. Leider war es sehr kalt, aber wenigstens fast ohne Regen. Das Trentino, Kroatien, England, die Schweiz, Niederbayern, die Slowakei, Tschechien und vier ungarische Blasorchester waren vertreten. Obwohl sich keine der anderen Kapellen eine Blöße gab, gelang es der Orchestervereinigung in bewährter Weise, die Aufmerksamkeit der Zuschauer zu fesseln und Stimmung zu verbreiten, wobei natürlich Idi und sein Mülleimer nicht unwesentlich beteiligt waren... Eine sehr interessante Erfahrung war es für die Musiker, einmal vergleichbare Orchester aus unterschiedlichen kulturellen Hintergründen zu beobachten und so den eigenen Horizont zu erweitern. Um 17.30 Uhr spielten sämtliche Orchester zusammen zu einem Massenchor auf, dirigiert vom Moorer Dirigenten und Gabor Kohl. Nach dieser beeindruckenden Erfahrung marschierten alle Kapellen mit Musik zu der Festhalle am Ortsende, wo das Wertungsspiel stattfand.

Die ersten Auftritte, die die Orchestervereinigung noch verfolgen konnte, legten die Meßlatte schon ziemlich hoch. Schließlich betrat die Orchestervereinigung die Bühne und spielte den Trentschiner Musikantenmarsch und "Ross Roy". Vermutlich fiel allen nach dem Auftritt ein Stein vom Herzen - so hervorragend hatten die Musiker gespielt. Und dies war dann auch das Ergebnis: "hervorragend", sowie den Sonderpreis für den besten Dirigenten. Mehr als jemand zu hoffen gewagt hätte und Grund genug für ein rauschendes Fest. Wieder einmal zeigte sich, wie unwichtig Äußerlichkeiten sind: vermutlich kann man selten so ein spontanes, ausgelassenes Feiern ausgerechnet in einer Schule erleben. Nach dem Wertungsspielauftritt herrschte ausgelassene Stimmung im Klassenzimmer, in dem die Calmbacher für den Abend ihren Stützpunkt hatten. Unter dem Stichwort: „Europa praktizieren“ schlossen sich internationale Musiker zusammen, spielen gemeinsam, eine mündliche Verständigung ist zum Teil nicht möglich. Armin „Klaus Lage“ Kreklau brachte den Laden in Schwung. In der Halle schenkte Uwe Göbel nachher an die Gäste den Wein aus Eimern aus. Schade für jeden, der das verpasst hat!

Nach einem erholsamen Vormittag stand am Sonntag noch die Weinlese mit anschließendem Umzug auf dem Programm. Der Festumzug war ein weiteres beeindruckendes Erlebnis auf dieser Fahrt. Fast alle Kapellen sowie viele Pferdewägen von Weingütern, Tanzgruppen und einige mehr nahmen daran teil. Die Straßen waren von mehr Menschen gesäumt als zu jedem anderen Zeitpunkt des Festes.  Nun galt es nur noch, Abschied von den Gastfamilien und von Mór zu nehmen. Auch die Heimfahrt verlief problemlos - und es war bedeutend ruhiger im Bus... Dies war die Schilderung der Fahrt. Doch was man schlecht ausdrücken kann, ist das andere, tiefere Verhältnis zur Musik und auch zur Kameradschaft, das man auf einer solchen Fahrt und beim Kontakt zu anderen Musikkapellen gewinnt. Sicher werden die Musiker der OVC noch lange daran zurückdenken.

Es bleibt noch, Dank auszusprechen. Den Moorern und den Musikern aus Dorog für die tolle Gastfreundschaft und die saubere Organisation. Es blieb fast nichts zu wünschen übrig. Unserem Dirigenten Gabor Kohl für die Vermittlung bei der Planung der Fahrt und natürlich für die musikalische Vorbereitung, deren Früchte man am Ergebnis ablesen kann. Allen, die bei der Organisation mitgeholfen haben, und an erster Stelle unserem Vorstand Uwe Göbel, ohne dessen Engagement und besonders auch Geduld und Gelassenheit die Fahrt mit ihren vielen Stationen nicht hätte durchgeführt werden können. Nicht zuletzt auch unserem Fahrer Altan: seine Geduld und sympathische Art trug ebenfalls viel zum Gelingen bei.

Weniger…

Mai-Hocketse

Calmbacher Mai-Hocketse in den Parkanlagen am Zusammenfluss der Grossen und Kleinen Enz.

Bilder-Mai-Hocketse

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